In klaren Nächten kann zwischen den beiden Sternbildern "kleiner Bär" (UrsaMinor) und "grosser Bär" (UrsaMajor) das Sternbild des "Drachens" (Draco) beobachtet werden.
Der Legende zufolge hütete der Drache Ládon im Westen vom Atlasgebirge den Baum mit den goldenen Äpfeln im Garten der Hesperíden. Diese Äpfel entsprossen einem Reis, das Héra zu ihrer Hochzeit mit Zeús von Gaía erhalten hatte. Der Genuss der Äpfel verhalf zu ewiger Jugend. Die Hesperíden, die Töchter von Atlas und der Nyx (= Personifizierung der Nacht), mussten diese Äpfel hüten. Zur Sicherstellung aber verlegte Héra noch Ládon als Bewacher zu dem Baum. Er war der Sohn vom Wirbelwind Typhón und der Schlangenechse Échidna (oder - nach anderer Quelle - von den Meeresgöttern Phórkys und Ketó). Als 11. seiner 12 Arbeiten sollte Heraklés (= Herkules) diese goldenen Äpfel für König Eurysheús nach Mykénai bringen. Die Nymphen des Eridanós wiesen Heraklés an Néreus, einen der Herscher des Meeres. Dieser beschrieb ihm den Weg zu den Hesperíden. Unterwegs schoss er mit einem Pfeil den Adler ab, der Prometheús bedrängte. Darauf bezwang er den Drachen Ládon und nahm die Äpfel weg, um sie Eurysheús zu zeigen. Später kamen diese durch Athéne wieder zu den Hesperíden zurück. Héra versetzte den Drachen an den Nordhimmel, wo ihm Heraklés heute noch den Fuss auf die Nase setzt.
Quelle: ehemals: http://members.surfeu.ch/sternbilder/sternbilder/drache.htm
Im Sternbild des Drachens wurde der ausserordentlich vielfältig strukturierte Planetennebel mit dem wissenschaftlichen Namen "NGC 6543", umgangssprachlich "Katzenaugennebel" entdeckt. Das Hubble Space Teleskop machte überraschende konzentrische Gasgebilde, Hochgeschwindigkeitsgasströme und ungewöhnliche Stosswellen von Gasen sichtbar. Das Alter des "Katzenaugennebels" wird auf rund 1000 Jahre geschätzt und als späte Stufe eines sterbenden Sterns interpretiert.
Die Interpretation der Gasstruktur lässt darauf schliessen, dass es sich beim "Katzenaugennebel" um ein Doppelsternsystem handelt. Die beiden Sterne umkreisen sich gegenseitig und stehen sich so nahe, dass sie im Teleskop als ein Punkt erscheinen. Dieses Modell erklärt im Moment alle Beobachtungen. Doch wie immer in der Astronomie, es handelt sich um ein Modell, also eine erklärende Vorstellung, die nicht zwingend zutreffen muss, die als gültig erachtet wird, bis ein anderer ein passenderes Modell beibringt.
Der Ausdruck "Planetennebel" ist ein semantisch unglücklicher Fachausdruck, macht er doch den Leser glauben, er habe etwas mit Planeten, ev. sogar mit einer Ursuppe für werdende Planeten zu tun. Dabei handelt es sich im Gegenteil um die Endphase eines sterbenden Sterns.
Samstag, 10. Juli 2004