Georgslied aus Stein am Rheim
ied der t. eorgslegende
- Es hauset ein Drach' dort drüben am See,
der bringt der Stadt Stein unendlich viel Weh.
- An jeglichem Tag ein Opfer er will,
womit er den Hunger, den heissen, still'.
- Und wird nicht vollführt des Drachen Gebot,
so droht er den Menschen und Herden den Tod.
- Da liess man das Los in der Stadt herum geh'n,
da traf es des Königs sein Töchterlein schön.
- Der wohnte auf Burg, nicht ferne von Stein.
Wie klagte der König, sein Töchterlein!
- "Wer mir meine Tochter vom Drachen befreit",
rief der Vater, "dem sei sie als Gattin geweiht!"
- Da vernahm auch die Kund' ein Ritter gar wert,
der hatte schon lange des Mägdleins begehrt.
- Hei! wie hüpft jetzt dem Ritter sein Herze vor Freud!
Er hofft zu gewinnen die herrliche Maid.
- Er hüllt sich zur Stund' in den blanken Stahl. -
Nicht schreckt ihn des grausigen Todes Qual.
- Mit fröhlichem Mute zieht er hinaus.
Um die Maid will er wagen den blutigen Strauss.
- Er kommt an den See. Da schläft noch der Drach'.
Er wird durch des Ritters Hunde bald wach.
- Er gähnet empor, nach dem Opfer er gehrt.
Da wird ihm statt seiner ein Speerwurf beschert.
- Schnell hatte der Ritter mit kräftiger Hand
in den gähnenden Rachen des Speers Wucht gesandt.
- Da floss aus dem Rachen in Strömen das Blut.
Doch hatte das Tier noch zum Kampfe Mut.
- Es schlägt nach dem Feind mit des Schweifes Gewalt.
Doch es trifft nur den Boden, der widerhallt.
- Ja, hätt' nicht den Ritter verfehlet der Schlag,
gekommen wär' ihm bald sein letzter Tag.
- Jetzt fasst er sein Schwert mit gewaltiger Hand.
Schnell hat er's dem Tier in die Weichen gerannt.
- Der Drache röchelt in Todes Not.
Der Sieger dankt auf den Knien Gott.
- Dem Drachen zur Stund' er das Haupt abschlägt,
als Zeichen des Sieg's zur Burg er's trägt.
- Voll Angst zu Hause harret sein
der Kaufpreis des Königs, sein Töchterlein.
- Hei, wie die voll Jubel entgegen ihm geht!
Zum Dank für den Sieg er als Weib sie empfäht.
- Noch lang bei dem Volk sein Preis erklang,
noch spät man des Ritters Siegskampf besang.
- Hier habt ihr die Mähr', ehrwürdig und alt,
wie sie aus der Vorzeit herüber schallt.
Quelle: Altes Volkslied (Naives Gedicht) von Schönhuth, aus "Seerosen"
Freitag, 28. April 2006