Georgslied aus Stein am Rheim

Gemeindewappen Stein am Rhein

Lied der St. Georgslegende

  1. Es hauset ein Drach' dort drüben am See,
    der bringt der Stadt Stein unendlich viel Weh.

  2. An jeglichem Tag ein Opfer er will,
    womit er den Hunger, den heissen, still'.

  3. Und wird nicht vollführt des Drachen Gebot,
    so droht er den Menschen und Herden den Tod.

  4. Da liess man das Los in der Stadt herum geh'n,
    da traf es des Königs sein Töchterlein schön.

  5. Der wohnte auf Burg, nicht ferne von Stein.
    Wie klagte der König, sein Töchterlein!

  6. "Wer mir meine Tochter vom Drachen befreit",
    rief der Vater, "dem sei sie als Gattin geweiht!"

  7. Da vernahm auch die Kund' ein Ritter gar wert,
    der hatte schon lange des Mägdleins begehrt.

  8. Hei! wie hüpft jetzt dem Ritter sein Herze vor Freud!
    Er hofft zu gewinnen die herrliche Maid.

  9. Er hüllt sich zur Stund' in den blanken Stahl. -
    Nicht schreckt ihn des grausigen Todes Qual.

  10. Mit fröhlichem Mute zieht er hinaus.
    Um die Maid will er wagen den blutigen Strauss.

  11. Er kommt an den See. Da schläft noch der Drach'.
    Er wird durch des Ritters Hunde bald wach.

  12. Er gähnet empor, nach dem Opfer er gehrt.
    Da wird ihm statt seiner ein Speerwurf beschert.

  13. Schnell hatte der Ritter mit kräftiger Hand
    in den gähnenden Rachen des Speers Wucht gesandt.

  14. Da floss aus dem Rachen in Strömen das Blut.
    Doch hatte das Tier noch zum Kampfe Mut.

  15. Es schlägt nach dem Feind mit des Schweifes Gewalt.
    Doch es trifft nur den Boden, der widerhallt.

  16. Ja, hätt' nicht den Ritter verfehlet der Schlag,
    gekommen wär' ihm bald sein letzter Tag.

  17. Jetzt fasst er sein Schwert mit gewaltiger Hand.
    Schnell hat er's dem Tier in die Weichen gerannt.

  18. Der Drache röchelt in Todes Not.
    Der Sieger dankt auf den Knien Gott.

  19. Dem Drachen zur Stund' er das Haupt abschlägt,
    als Zeichen des Sieg's zur Burg er's trägt.

  20. Voll Angst zu Hause harret sein
    der Kaufpreis des Königs, sein Töchterlein.

  21. Hei, wie die voll Jubel entgegen ihm geht!
    Zum Dank für den Sieg er als Weib sie empfäht.

  22. Noch lang bei dem Volk sein Preis erklang,
    noch spät man des Ritters Siegskampf besang.

  23. Hier habt ihr die Mähr', ehrwürdig und alt,
    wie sie aus der Vorzeit herüber schallt.

Quelle: Altes Volkslied (Naives Gedicht) von Schönhuth, aus "Seerosen"

Runendrache im Urnesstil

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Freitag, 28. April 2006