Alte Leute sagten dagegen, dass die Drachen sich vom Gold im Innern der Gebirge nährten. Im gleissenden Feuerglanze flogen sie von einem Gipfel zum andern, wobei die köstlichen Steine, die sie mitten im Augapfel hatten, wie Glut leuchteten. Sonst sah man vorn nur einen grausigen, schwarzen Riesenknollen, der den langen, flammenden Schweif hinter sich herzog.
Wenn sich solch ein Ungetüm einem Berge näherte, spie es seinen ätzenden Geifer gegen diesen, und davon gingen die Felsen auseinander wie tannenes Holz unter dem Keil, und der Wurm fuhr hinunter und suchte die Goldadern und Goldbrunnen im Innern des Gesteins, denn die Drachen lebten nur von solchen.
Und hatte er das glitzernde Metall aufgeleckt, so musste sich das Gebirge vor der Gewalt des Giftes wieder öffnen. Er spannte seine fürchterlichen "Fecken" auf und bog aus dem Abgrund empor nach andern Gipfeln.
Im obern Saastal, so erzählt man, waren es drei Drachen, die in einem Berge über Almagell eitel Gold frassen und ihn ganz aushöhlten, so dass er zusammenstürzte.
Eines der Untiere wurde von den Schuttmassen erdrückt. Hinter den hoch aufgehäuften Felsblöcken im Moosguffer liegt es begraben. Die beiden andern flogen talaus, das eine auf das Mittagshorn, das andere nach dem Schilthorn bei Balen, wo sie heute noch fort und fort an den Adern dieser Berge nagen.
Tiefe Schründe haben sie aus diesen schon herausgefressen, und die Bewohner der Talebene blicken mit Besorgnis nach der "Blattje" im Mittagshorn und nach dem Schilt. Sie fürchten, die Felsen werden sich noch ganz losreissen und die Heimstätten im Grund verschütten.
Quelle: "Schweizer Sagen", A. Büchli, Sauerländer, 1971
Freitag, 23. März 2007