In grauer Vorzeit verwüstete ein böser Drache die Felder und Häuser der Lenzburger Bauern. Er hauste in einer tiefen Höhle im felsgekrönten Hügel und bedrohte die Menschen täglich an Leib und Leben.
Eines Tages erschienen zwei strahlende Ritter. Die beiden Brüder hiessen Waltram und Guntram. Die geplagten Bauern flehten die kampferprobten Recken kniefällig an, sie möchten sie doch von dem gefährlichen Ungeheuer befreien. Die Ritter versprachen den Landleuten, den Kampf aufzunehmen.
Eines frühen Morgens gürteten sie das Schwert um, schwangen sich aufs Pferd, ergriffen die Lanze und zogen den dunstverhangenen Hügel hinan. Der Drache konnte sie nicht sehen, aber er roch sofort das warme Menschenfleisch. Mit den krallenbewehrten, ausgebreiteten Flügeln erwartete er die Ritter von seiner Höhle.
Kaum tauchten sie auf, stürzte er sich schnaubend auf Waltram, den jüngeren der Brüder, und frass ihn auf. Guntram senkte die Lanze und zielte auf den Körper des Ungeheuers. Die Lanze zerbrach an den harten Schuppen. Mit gezücktem Schwert hieb er auf das Haupt und blitzgeschwind stiess er ihm die blanke Waffe in den Hals. Der Drache rollte todeswund röchelnd auf die Seite und spie den unversehrt gebliebenen Bruder wieder aus.
Dankbar empfingen die Bauern ihre Befreier, erkoren sie zu Grafen von Lenzburg und erlaubten ihnen, auf dem Drachenfelsen eine Burg zu bauen.
Quelle: Faltblatt "Fauchi - das Drachenkind", Historisches Museum Aargau
Sonntag, 18. März 2007