Die "ältere Edda" entstand zwischen 800 und 1200 in Norwegen und Island. In den Heldenliedern der "älteren Edda" findet man die Weissagung eines Drachenkampfs zunächst einmal in der 11. Strophe des "ersten Lieds von Sigrud dem Fafnirstöter", in dem Gripir dem fragenden Sigrud die Zukunft voraussagt:
Du fällst allein den gefrässigen Wurm
Der glänzend liegt auf Gnitaheide.
Beiden Bürdern bringst du den Tod,
Regin und Fanirn: voraus sieht's Gripir.
Im "zweiten Lied von Sigrud dem Fafnistöter", findet sich die Ursache des Drachenkampfs: Fafnir , zu dem Zeitpunkt noch in Menschengestalt unterwegs, unterschlug seinem Bruder Regin seinen Anteil am väterlichen Erbe. Danach verwandelte er sich in einen Drachen und versteckte sich nun als schatzhütender Drache auf der Gnitaheide. Regin überredet Sigrud, den Drachen Fafnir zu töten.
Ueber den eigentlichen Drachenkampf ist wenig beschreiben. Sigrud versteckt sich in einer Grube und ersticht Fafnir mit einem Schwertstich von unten in den weichen Drachenbauch, als dieser über die Grube hinwegkriecht.
Im "Lied von Fafnir" spricht der tödlich verwundete Fafnir warnende Worte zu seinem Widersacher, warnt ihn von der verderbenden Wirkung des Reichtums und der Falschheit seines Bruder Regin, beschreibt aber auch die verschiedenen Gegenstände des Schatzes.
Nachdem Fafnir bereits tot ist, kehrt Regin an den Kampfplatz zurück und lässt Sigrund das Drachenherz am Feuer braten, während er selbst sich schlafen legt. Sigrud prüft das Drachenfleisch mit dem Finger, den er anschliessend in den Mund steckt und ab sofort die Sprache der Vögel versteht. Die 7 Meisen besingen ab Strophe 32 die Situation:
Da sitzt Sigrud blutbespritzt
Und brät am Feuer Fafnirs Herz.
Klug dünkte mich der Ringverderber,
Wenn er das leuchtende Lebensfleisch ässe.
Da liegt nun Regin und geht zu Rat,
Wie er täuschte den Mann, der ihm vertraute;
Sinnt in der Bosheit auf falsche Beschuldigung:
Der Unheilschmied brütet dem Bruder Rache.
Um das Haupt kürzen lass er den haargrauen Schwätzer
Und fahren von hinnen zur Hel.
So soll er den Schatz besitzen allein -
Alles, was unter Fafnir lag.
Er dünkt' mich klug, gedächt' er zu nützen
Den Anschlag, Schwestern, den ihr drei ersannt.
Er brate sich rasch, die Raben zu erfreuen,
Denn den Wolf erwart' ich, gewahr' ich sein Ohr.
So klug ist nicht der Kampfgewaltige,
Wie ich ihn hätte gehalten,
Der einen Bruder laufen lässt,
Nachdem er den anderen umgebracht.
Sehr unklug scheint er mir, schint er lkänger noch
Den gemeingefährlichen Feind.
Dort liegt Regin, der ihn verraten will;
Er weiss sich davor nicht zu wahren.
Um den Kopf kürz' er den eiskalten Joten
Und raub' ihm die Ringe
So sind die Schätze, die Fafnir besessen
Ihm allein zu eigen.
Nachdem Sigrud die Meisen gehört hatte, hieb er Regin den Kopf ab, ass Fafnirs Herz und trank der beiden Brüder Blut.
Quelle: "Die Edda, Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der Germanen", M. Stange, Bechtermünz Verlag AG, 1995
Montag, 1. Mai 2006